Ehepaar mit Kommunikationsproblemen
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Im Streit die richtigen Worte finden

Zuletzt aktualisiert am 24. Oktober 2022 von Marianne

Als Jugendlicher in den 1940er Jahren erlebte #Marshall Rosenberg, wie Menschen verschiedener Hautfarbe in den USA in Konflikte gerieten. Diese Erlebnisse prägten sein Leben. Denn Rosenberg verfolgte als Arzt und Psychologe einen Grundgedanken: Wer Frieden schaffen will, muss nicht nur darauf achten, was er sagt – sondern auch, wie.

Rosenberg entwickelte daher das Konzept der „Gewalt freien Kommunikation“. Es beruht auf der Annahme, dass die meisten zwischenmenschlichen Konflikte ihre Ursache darin haben, dass wir in Dialogen unsere Bedürfnisse falsch kommunizieren. Schuld daran sei unsere wertende und verurteilende Sprache, so Rosenberg.
Gewaltfreie Kommunikation kann in allen Konflikten angewendet werden, ob in einem familiären Zwist oder bei diplomatischen Auseinandersetzungen.

Dabei gilt es, vier Faktoren in einer bestimmten Reihenfolge zu beachten:

  • Beobachtung. Am Anfang steht die Wahrnehmung und Beschreibung der Situation, ohne jede Interpretation, etwa: „Zu unseren letzten beiden Verabredungen bist du mehr als eine halbe Stunde zu spät gekommen“, statt „Immer kommst du zu spät!“.
  • Gefühl. Erst dann sollten Emotionen erspürt und mit Worten benannt werden („Das macht mich traurig“).
  • Bedürfnis. Aus dem Gefühl lässt sich ein Bedürfnis erkennen („Denn ich wünsche mir mehr Wertschätzung“).
  • Bitten. Wenn das Bedürfnis klar erkannt ist, sollte daraus eine Bitte erwachsen – am besten um eine konkrete Handlung („Könntest du dich bei unserer nächsten Verabredung bitte bemühen, pünktlicher zu sein?“).

Marshall Rosenberg fasste diese vier Schritte in einer Faustformel zusammen: Wenn ich a #Beobachtung sehe, dann fühle ich b #Gefühl, weil ich c #Bedürfnis brauche. Deshalb möchte ich jetzt gern d #Bitte. Er betonte selbst, dass Gewaltfreie Kommunikation keineswegs überraschend sei oder kompliziert. Doch allzu oft würden Menschen die ihnen eigentlich bekannten Regeln vergessen.
1984 gründete Rosenberg in den USA das Center for Nonviolent Communication (Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation), das auch heute, nach seinem Tod im Jahr 2015, weltweit Seminare anbietet, in denen trainiert wird, präzise und wertfrei zu formulieren.
Seine Methode ist in vielen Krisengebieten angewendet worden, etwa im ehemaligen Jugoslawien, in Ruanda oder Afghanistan. In Israel wurden auf Anweisung der Regierung in rund 1000 Kindergärten Kurse angeboten.


Auch in #Deutschland beziehen sich zahlreiche #Psychologen und #Trainer auf Rosenbergs Konzept. Freilich: Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der gewaltfreien Sprache gibt es nur wenige. Einige Studien zeigen immerhin, dass ein Training für Gewaltfreie Kommunikation das Einfühlungsvermögen stärken kann – nach Rosenberg die wohl wichtigste Kompetenz zur Lösung von #Konflikten. Denn nur wenn wir fähig sind, die Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten des Gegenübers wahr zunehmen, können wir ein Nein akzeptieren oder ein respektvolles Streitgespräch führen.

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